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Erfahrungsbericht eComStation Prev1


1. Äußerlichkeiten

Als ich von der Warpstock zurück kam, lag in meinem Briefkasten eine kleine unscheinbare Verpackung mit zwei CDs im Jewelcase, einem kleinen Heftchen sowie ein Lieferschein.

Bei den CDs handelt es sich um selbstgebrannte Rohlinge mit handelsüblichen runden CD-Aufklebern. Die Aufkleber sind aufwändig mit futuristischen Motiven bedruckt. Sie tragen den Schriftzug "eComStation" und haben Trademarkinformationen sowie eine URL für die Registrierung der Preview aufgedruckt.

Bei der ersten CD handelt es sich um die "Preview Version Installation CD", eine bootfähige CD, wie der Aufdruck besagt. Die zweite CD nennt sich "Preview Version Add On CD".


Das beigelegte Heftchen ist eine kurze - von Mensys erstellte - Installationsanleitung. Sie behandelt
im Wesentlichen den LVM (Logical Volume Manager) und gibt ein paar Tips zur Problemvermeidung während der Installation. Z.B. wird darauf eingegangen, wie man statt der IDE Treiber von IBM den DANIS506.ADD sowie den DANIATAP.FLT von Daniela Engert zur Installation einsetzen kann. Diese Treiber liegen der Installations-CD in einem gesonderten Verzeichnis bei und können beim Booten von CD auch direkt angewählt werden. Diese Auswahl wird über das altbekannte ALT-F2-Menü realisiert. Hier sind auch weitere Bootoptionen auswählbar, die im Normalfalle jedoch nicht von Bedeutung sind.

Abweichend vom originalen Warp 4 verfügt die eComStation über das JFS (Jourmaling File System), ein
Dateisystem, daß bei großen Festplatten Vorteile bringt.

Zunächst habe ich ein Backup sämtlicher Daten angefertigt, denn ich wollte die Festplattenpartitionierung ändern und hatte mich darauf eingestellt, das System komplett neu aufzusetzen. Durch die Vorträge von Kim Cheung auf der Warpstock in Karlsruhe bestens vorbereitet, machte ich mich ans Werk.

2. Erwartungen

Was waren also meine Erwartungen an das System? Ich denke, verhaltene Neugier beschreibt es am besten. Da IBM keine große Energie in die Entwicklung von OS/2 nach 1997 gesteckt hat, wollte ich kein Wunder erwarten. Und das Wunder blieb auch aus.

Es handelt sich bei der eCS um einen Warp Server for e-Business (WSeB) ohne die Zusatz-CD mit den Netzwerkkomponenten. Das System ist auf dem neuesten FixPak-Level und verfügt über die Optimierungen, die den WSeB zeit seines Lebens vom OS/2 Warp 4 Client unterschieden haben.

Das System sollte insgesamt schneller sein und, meines Wissens, über eine geringfügig erweiterte API verfügen (z.B. KEE).

Während die FixPaks schrittweise die Annäherung an den WSeB durchführen und dabei einige Probleme machen, erwartete ich von einem WSeB bzw. der eCS keine Probleme.


Der WSeB verfügt über ein erweitertes Speichermanagement als der klassische Warp 4 Client (obwohl die FixPaks angetreten sind, um das zu ändern) und beherrscht Unicode. Dies sind Vorteile für die Ausführung von Programmen mittels ODIN.

Ich erwartete auf jeden Fall eine enorme Zeitersparnis beim Aufsetzen eines OS/2 Rechners, da die tagelangen Installationsorgien nicht akzeptabel sind.

3. Was ist drin?

Die erste CD beherbergt das gesamte Betriebsystem, alles was man braucht, um das System auf die Festplatte zu bringen - und sehr viel Dokumentation.

Die Dokumentation ist in verschiedenen Formaten vorhanden, teilweise als PDF, teils in HTML und auch im INF Format. Es handelt sich hierbei nicht etwa um kleine Flyer, sondern um ganze Bücher mit 400 und mehr Seiten.

Alle diese Bücher beziehen sich auf den Warp Server for e-Business und demzufolge sind auch die Themen rund ums Netzwerk ausführlich behandelt.

Weiter findet man auf dieser CD die Skripte zum Erzeugen der Installationsdisketten. Dies sind die
gleichen Skripte wie beim WSeB, sie bieten also nicht die Möglichkeit, direkt spezielle Treiber mit einzubinden, was ja in sehr vielen Installationen erforderlich ist.

4. Partitionierung

Für die Installation wurden folgende Partitionen/Laufwerksbuchstaben angelegt bzw. festgelegt:
  1. C: 500 MB (HPFS), Primäre Partition auf IDE-Platte
  2. D: 12,5 GB (JFS), Logisches Laufwerk einer Erweiterten Partition auf IDE-Platte
  3. E: CD-ROM (SCSI)
  4. F: 1 GB (HPFS), Logisches Laufwerk, SCSI-Platte
  5. Z: CD-R/RW (IDE)

5. Die Installation

Ich verfüge über keine sonderlich exotische Hardware, daher erwartete ich keine unüberwindlichen Probleme. Es befinden sich folgende Komponenten in meinem System:
  • AMD K6-III, 450 MHz
  • 196 MB RAM (PC 100), 3 Module zu 64 MB
  • Epox MVP3G5 Mainboard mit 2MB Cache, UDMA66 IDE Controller on Board
  • Matrox Millennium G400, 16MB
  • Tekram DC390U SCSI Controller
  • WinTV PCI Go TV-Karte (Modell 609)
  • TerraTec XLerate (Aureal Vortex A3D AU8820) Soundkarte
  • 13GB Quantum Fireball IDE-Festplatte
  • Iomega ZIP100 IDE, Intern
  • Fujitsu/Siemens 4x4x32x CD-R/RW Laufwerk
  • Teac 532S CD-ROM (SCSI)
  • DEC Festplatte, 1GB (SCSI)
  • 3,5" Diskettenlaufwerk
  • Microtec ScanMaker 330 (SCSI)
  • Elsa MicroLink 56K externes Modem
  • Trust Predator Pro Joystick.
Da ich davon ausging, daß der Tekram SCSI-Controller nicht vollständig unterstützt werden würde, entschied ich kurzerhand, meinen ATAPI-Brenner zur Installation zu verwenden. Nachdem ich die erforderlichen Änderungen im BIOS vorgenommen hatte, startete ich die Installation an. Das Bootlogo ist häßlich wie die Nacht. Ich setzte diesen Punkt ganz nach oben auf meine "das kann nicht so bleiben-Liste".

Die erste Runde ist recht kurz, denn es wird zunächst die Festplatte dahingehend geändert, daß der LVM (Logical Volume Manager) auf die Laufwerke und deren Partitionen zugreifen kann. Dies ist eigentlich ein harmloser Eingriff, man sollte danach jedoch davon absehen, die Festplatten mit einem anderen Tool als dem LVM (z.B. Fdisk) zu bearbeiten. Danach wird erneut gebootet. Ich führte eine Partitionierung mit dem LVM durch, was sich dank der kleinen Installationsanleitung als sehr einfach erwies.

Der VIO Teil der Installation sieht genau so aus wie bei Warp 4, mit dem Unterschied, daß einige Texte von Serenity Systems geändert sind. Dieser Installationsabschnitt verlief - wie erwartet - anstandslos. Ich deaktivierte das Booten von CD im BIOS und startete den Rechner erneut. So kommt man auf den von Warp 4 bekannten Einstellungsdialog.

An dieser Stelle muß an einigen Punkten noch etwas konfiguriert werden. Zum einen müssen
die Länder- und Tastatureinstellungen angepaßt werden, zum anderen werden hier auch die Grafik- und Druckertreiber konfiguriert. Die Auswahl an Multimediageräten ist immer noch recht mager, anscheinend sind seit dem WSeB dort Treiber hinzugekommen.

Neu sind die GRADD Treiber, die in größerer Anzahl vorhanden sind als beim WSeB. Es werden zahlreiche Chipsätze direkt unterstützt. Deutlich zu erkennen ist IBMs Bestreben, soweit wie möglich auf GRADD umzusteigen. Unter anderem findet sich hier einer mit der Bezeichnung "Scitech Display Doctor/se". Für meine Installation wählte ich VGA, denn ich habe den Scitech Display Doctor in der Professional-Version.

Ich hatte keine Multimedia-Einheit ausgewählt, weil meine Hardware von den OS/2 Treibern nicht direkt unterstützt wird. Erstaunlich war, daß es den Anschein hatte, als ob mein SCSI Controller erkannt würde - zumindest wurde neben meinem ATAPI-Brenner ein SCSI CD-ROM Laufwerk angezeigt.

Die nächste Seite der System Konfiguration ist abgespeckt. Es fehlen hier einige Komponenten, die in Warp 4 noch vorhanden waren. So fehlen hier die Unterstützung für Infrarot Geräte und die Dock II Konfiguration ist nicht mehr vorhanden. Für meine Installation spielte dies keine Rolle, da ich über keine der dort aufgeführten Geräte verfüge.

Auf der dritten Seite, der Software Konfiguration, findet man kein Bonus Pak mehr. Einzig die Printer Utilities sind noch vorhanden. Einige Punkte wurden umbenannt, oder stehen in der Reihenfolge an anderer Stelle. Für meine Installation wählte ich alle Komponenten, mit Ausnahme der Printer Utilities.

Die erste wirkliche Überraschung birgt der Dialog zur Auswahl der Netzwerkdienste. In Warp 4 gab
es insgesamt sechs verschiedene Dienste zur Auswahl:
  1. File and Print Client
  2. Novell Netware Client
  3. TCP/IP Services
  4. Remote Access Client
  5. Mobile Office Services
  6. System Management Client
Diese sind jetzt auf drei reduziert: File and Print sharing Services, TCP/IP Services und Tivoli Management Agent. Netscape Communicator ist jetzt auch über diesen Dialog installierbar. File and Print sharing Services entspricht hierbei m.W. dem File and Print Client, was ich jedoch nicht verifiziert habe.

Die nachfolgenden Dialoge entsprechen denen von Warp 4 bekannten TCP/IP Einrichtungsdialogen, u.a. werden einige Angaben gemacht zu Hostnamen, Netzwerkkarte, Protokollen, Verwendung von DHCP und einiges mehr. Nach wie vor gilt, daß man die Einstellungen beginnend vom untersten Punkt nach oben abarbeitet. Einige der eingegebenen Daten wurden nachher nicht übernommen, ein bekanntes Problem.

Das Problem ist im FAQ bei Serenity Systems gelistet.

Einzig neu ist hier ein 3Com Treiber, der wohl nahezu zu allen NICs der Firma 3Com paßt.
Ansonsten hat sich die Liste der unterstützten Netzwerkkarten nicht sonderlich vergrößert. Nach Beendigung dieses Dialoges startet die Installation an.

Schon nach wenigen Augenblicken stieß ich auf Probleme. Ich bekam eine Fehlermeldung "A program in this session encountered a problem and cannot continue". Nachschauen war nicht nötig, mir war klar, daß es sich hierbei nur um die DOSCALL1.DLL handeln kann. Ein klarer Fall von Timingproblemen - ein Zeichen jahrelanger Erfahrung mit "kostengünstiger" Hardware. So brach ich die Installation ab, um in die CONFIG.SYS zu gucken und fand genau, was ich erwartet hatte: Die Treiber von Daniela Engert waren nirgends zu finden, dabei hatte ich sie selber nach dem ersten Installationsschritt eingetragen und auch auf die Festplatte kopiert. Weil ich früher schon Probleme dieser Art hatte und diese nicht nur einmal mein System in einem traurigen Zustand hinterlassen haben, entschied ich kurzerhand, mein Glück mit dem SCSI CD-ROM zu versuchen, schließlich war das ja erkannt worden.

Auf diese Weise brachte ich das System dann auf die Festplatte.

6. Vervollständigen der Installation

Als zusätzliche Schritte der Installation werden u.a. der Netscape 4.61 in der aktuellsten Version installiert. Hierbei wird auch sogleich der Feature Installer (FI) auf die Platte gebracht und eingerichtet. Optional bietet sich die Möglichkeit, Java 1.3 dem System hinzuzufügen.

Völlig neu ist die WiseMachine, ein Programm zur Verwaltung der auf dem System installierten Software. Es soll damit möglich sein, defekte Installationen zu reparieren oder aktuellere Versionen einer Software einzuspielen. Das ganze natürlich per Drag&Drop. Die hierfür benötigten Informationen (Installationsprofile) werden von Serenity Systems im Internet zur Verfügung gestellt und laufend aktualisiert. Diese Software wird am Ende der regulären Installation einmalig initialisiert.

7. Der Desktop

Auf dem Desktop hat sich so gut wie gar nichts geändert. Einzig die Objektbeschriftungen sind von OS/2 nach eCS geändert worden und der "OS/2 Warp" Schriftzug auf dem WarpCenter wurde durch einen "eCS" Knopf ersetzt. Es fehlen natürlich einige der Sybole von Warp 4, z.B. gibt es das "Get Netscape"-Objekt nicht mehr.

8. Feinschliff

Jetzt fehlt noch das Einbinden der restlichen Hardware. Zunächst war es erforderlich, den Treiber für den SCSI Controller auszutauschen, denn mit dem standardmäßig installierten konnte der Scanner nicht angesprochen werden. Reboot, Scanner geht (mit CFM TWAIN und IMPOS/2).

Dann kam die Soundkarte an die Reihe. Die bekannten Hürden im MINSTALL.EXE wurden umgangen, ohne Probleme fand der Treiber seinen Weg auf die Platte. Die TV-Karte wurde sofort hinterhergeschoben. Erneuter Reboot, Sound und TV Bild sind da.

Es folgten die Einstellungen in der CONFIG.SYS zur Leistungsoptimierung.

Weiter ging es mit dem Scitech Display Doctor Professional, zahlreiche andere Treiber
(Bidrektionaler Parallelport Trieber, SIO2K Beta, DANI* u.v.a.). Stets wurden die aktuellsten Kernelrevisionen auf dem System eingesetzt.

9. Software

Die Softwareinstallation verlief erwartungsgemäß problemlos. Einzig WarpZIP funktioniert nach der Istallation aufgrund eines REXX-Fehlers nicht.

10. Zusammenfassung

Mit der eCS bekommt man einen OS/2 Client, der subjektiv schneller ist als das alte Warp. An Stabilität steht der neue Client seinem Vorfahr in nichts nach. Ein paar Härtetests mit über hundert parallel laufenden Prozessen mit TV-Karten-Betrieb, hoher I/O-Last und CD-Brennen konnten das System nicht aus der Ruhe bringen.

TCP/IP ist stabil, Probleme mit dem Injoy-Dialer wurden durch einen Hotfix seitens IBM behoben, im Internet ist der Client gut unterwegs.

Allerdings gibt es keine Neuerungen in der Bedienung, da IBM die Weiterentwicklung des System Object Models (SOM) vor Jahren eingefroren hat. Hier springen aber mittlerweile zahlreiche Tools in die Bresche, ganz vorne weg XWorkplace und der Nice WarpEnhancer.

Die wirklichen Neuerungen sind eher seitens Serenity Systems zu erwarten. IBM hat bis auf eine Reihe von neuen Treibern und schönen Dingen wie UNICODE-Unterstützung eigenlich nichts hinzugefügt - die meisten Programmpakete liegen jedoch in einer neueren Version vor, die Mehrzahl dieser sind jedoch auch für den klassischen Warp 4 Client via FixPak/Software Choice verfügbar.

Die Anschaffung der eCS ist kein absolutes Muß, soweit man nicht vor hat, seine Hardware
aufzurüsten. Wenn jedoch in naher Zukunft neue Hardware beschafft werden soll, dann kommt man nicht an einem Update mit Software Choice oder Upgrade Protection vorbei. Man muß IBM zugute halten, daß die OS/2 Kunden vier Jahre lang kostenlos Updates beziehen konnten, daß jetzt eine - wenn auch recht hohe - Bezahlung für weitere Dienste kaum beanstandet werden kann.

Joerg Skottke, 2001-02-06

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